Du gießt gerade deinen geliebten Philodendron oder bewunderst das wunderschöne neue Blatt deiner Alocasia, und plötzlich bemerkst du kleine, klare, klebrige Tropfen direkt an der Blattbasis oder am Blattstiel. Sofort denkst du: Schädlinge? Krankheiten? Pilze? Doch bevor du in Panik gerätst, lohnt sich ein genauerer Blick – deine Pflanze zeigt möglicherweise nur ein spannendes biologisches Phänomen, sogenannte extraflorale Nektarien (EFNs).
Diese besonderen Nektardrüsen erfüllen eine wichtige Schutzfunktion, die viele Zimmerpflanzen besitzen. Doch was genau verbirgt sich dahinter, und wie erkennst du, ob diese Tropfen harmlos sind oder ob du handeln musst?
In diesem ausführlichen Ratgeber erfährst du alles über extraflorale Nektarien, ihre Bedeutung, wie du sie von Schädlingsbefall unterscheidest und welche Schritte du gegebenenfalls unternehmen solltest.

Inhalt dieses Artikels:
Was genau sind extraflorale Nektarien?
Extraflorale Nektarien (EFNs) sind spezialisierte Drüsen, die Zucker-Nektar produzieren, allerdings außerhalb der Blüten. Du findest diese kleinen, oft kaum sichtbaren Strukturen meist an Blattansätzen, entlang der Blattstiele oder an Knotenpunkten der Stängel. Anders als der Blütennektar dienen sie nicht der Bestäubung, sondern fungieren als gezielter Abwehrmechanismus gegen Pflanzenfresser.
Der Nektar aus EFNs erscheint typischerweise als klare bis leicht bernsteinfarbene Tropfen und fühlt sich deutlich klebrig an – nicht wässrig oder fließend. Besonders häufig treten sie auf, wenn deine Zimmerpflanze stark wächst, nach dem Umtopfen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen.
Extraflorale Nektarien haben sich ursprünglich entwickelt, um nützliche Insekten wie Ameisen oder Schlupfwespen anzulocken. Diese „Beschützer“ vertreiben natürliche Schädlinge und schützen somit die Pflanze.
Selbst in der Wohnung produzieren Zimmerpflanzen instinktiv diesen Nektar – ein Zeichen ihrer evolutionären Anpassung.

Klebrige Blätter – harmloser Nektar oder Schädlingsproblem?
Es ist entscheidend, rasch zu unterscheiden, ob die klebrige Substanz auf deinen Pflanzen harmloser extrafloraler Nektar ist oder problematischer Honigtau von Schädlingen wie Blattläusen, Wollläusen oder Schildläusen. So kannst du rechtzeitig handeln und Schäden vermeiden.
✅ Typische Merkmale von extrafloralem Nektar:
Lokalisation: Konsistente, einzelne Tropfen an festen Stellen (Blattbasis, Blattstiele, Knotenpunkte).
Optik: Klare oder leicht bernsteinfarbene, gut definierte Tropfen, nicht großflächig verteilt.
Pflanzengesundheit: Die Pflanze sieht gesund aus, wächst gut und zeigt keine Schäden.
Keine Schädlinge sichtbar: Kein sichtbarer Befall mit Insekten oder Schimmelbildung.
⚠️ Typische Merkmale von Honigtau durch Schädlinge:
Großflächige Verteilung: Klebrige Rückstände über viele Blätter verteilt, oft an Blattunterseiten.
Schäden an der Pflanze: Blätter wirken gelblich, gekräuselt oder deformiert.
Sichtbare Schädlinge: Blattläuse, Wollläuse oder Schildläuse direkt an Pflanze sichtbar.
Schimmelbildung: Schwarzer Rußtau entwickelt sich auf klebrigen Oberflächen.
Eine schnelle und richtige Diagnose hilft dir, deine Pflanze gesund und schädlingsfrei zu halten.

So profitieren Pflanzen von extrafloralen Nektarien
Extraflorale Nektarien sind ein Paradebeispiel für eine intelligente Symbiose in der Natur, von der sowohl Pflanzen als auch nützliche Insekten profitieren. In der freien Natur locken Pflanzen mit diesem speziellen Nektar gezielt Ameisen, Schlupfwespen und andere räuberische Insekten an, welche dann im Gegenzug Schädlinge fernhalten und die Pflanze vor Fraßschäden schützen.
Diese evolutionäre Strategie ermöglicht es Pflanzen, wertvolle Energie zu sparen. Anstatt aufwendige Schutzmaßnahmen wie Giftstoffe, Dornen oder besonders dicke Blätter auszubilden, produzieren sie gezielt extrafloralen Nektar und „delegieren“ so die Verteidigung an ihre tierischen Partner.
Auch in Innenräumen produzieren Zimmerpflanzen weiterhin diesen Nektar, obwohl Insekten als natürliche Verteidiger hier meist fehlen. Das Auftreten dieser klebrigen Tropfen zeigt dennoch, dass deine Pflanzen sich in ihrem optimalen Umfeld befinden.
Faktoren, die die Bildung extrafloralen Nektars erhöhen können:
Warme Umgebungstemperaturen
Hohe Luftfeuchtigkeit (typisch für tropische Zimmerpflanzen)
Starkes, gesundes Wachstum der Pflanze
Leichter Stress, beispielsweise nach Umtopfen oder Rückschnitt
Dieses Wissen beruhigt und bestätigt, dass Nektar-Tropfen oft Zeichen einer gesunden und lebendigen Zimmerpflanze sind.

Honigtau oder Nektar? So erkennst du den Unterschied klar und deutlich
Nutze die folgende Tabelle, um rasch zwischen extrafloralem Nektar und Schädlings-Honigtau zu unterscheiden:
Merkmal | ✅ Extrafloraler Nektar | ⚠️ Honigtau (durch Schädlinge) |
---|---|---|
Herkunft | Pflanze produziert natürlich | Absonderungen von saugenden Schädlingen |
Optik | Klare Tropfen, lokal begrenzt | Großflächig verteilter, klebriger Film |
Konsistenz | Klar definierte, klebrige Tropfen | Großflächige, klebrige Schicht |
Ort der Tropfen | Blattbasis, Blattstiel, Knoten | Oft Blattunterseiten, verteilt |
Schädlinge sichtbar? | Keine sichtbaren Schädlinge | Schädlinge meist sichtbar |
Gesundheit der Pflanze | Pflanze gesund, kräftig | Pflanze wirkt geschädigt, gestresst |
Schimmelgefahr | Sehr gering | Hoch (Rußtau-Bildung) |
Nach Abwischen erneut sichtbar? | Ja, meist am selben Ort | Ja, weiterhin großflächig |
Beliebte Zimmerpflanzen mit extrafloralen Nektarien
Mehrere weit verbreitete Zimmerpflanzen bilden regelmäßig extrafloralen Nektar. Wenn du eine der folgenden Pflanzen besitzt und klebrige Tropfen bemerkst, kannst du also beruhigt sein:
Philodendron-Arten (besonders kletternde Sorten): Bilden häufig Nektar an Blattansätzen oder entlang der Stängel.
Alocasia (Pfeilblatt): Tropfen erscheinen oft an der Blattbasis und sind deutlich klebriger als Guttationstropfen.
Ficus-Arten (Gummibaum, Birkenfeige): Unter guten Lichtbedingungen treten Tropfen häufig an Blattknoten auf.
Hoya australis (Wachsblume): Kann Nektar sogar außerhalb ihrer Blütezeit entlang von Blättern und Stängeln produzieren.
Croton (Codiaeum variegatum): Gelegentliches Auftreten von Tropfen, besonders an älteren Blättern.
Wenn deine Pflanze diese Tropfen produziert, signalisiert das beste Gesundheit und optimale Pflegebedingungen.
Extrafloralen Nektar entfernen oder belassen?
Das Entfernen der klebrigen Tropfen ist nicht notwendig für die Pflanzengesundheit, sondern eher eine Frage persönlicher Vorlieben:
➜ Gründe für die Entfernung:
Anhaftung von Staub, Tierhaaren oder Schmutz
Nektar tropft auf Möbel oder Boden
Persönliche Vorliebe für saubere Pflanzen
➜ Gründe für das Belassen des Nektars:
Nur kleine, harmlose Mengen vorhanden
Rasches erneutes Auftreten nach Entfernung
Keine Gefahr oder Nachteile für die Pflanze
Wenn du möchtest, kannst du die Tropfen problemlos mit einem weichen, feuchten Tuch abwischen, ohne die Pflanze zu schädigen.
Schneller Diagnose-Check: Nektar oder Schädlinge?
Zur raschen Klärung nutze diese Checkliste:
✅ Harmloser extrafloraler Nektar, wenn:
Tropfen klar und an festen Stellen lokalisiert
Keine Schädlinge sichtbar
Pflanze gesund, kräftig wachsend
⚠️ Problematischer Schädlings-Honigtau, wenn:
Tropfen großflächig verteilt
Schädlinge sichtbar (z.B. Blattläuse, Wollläuse)
Pflanze wirkt beschädigt oder gestresst
Schwarzer Schimmel (Rußtau) sichtbar
Überwiegen Merkmale von Honigtau, handle umgehend, um Schäden zu minimieren.

Schädlinge auf Zimmerpflanzen effektiv bekämpfen – so gelingt es dir
Wenn du festgestellt hast, dass die klebrige Flüssigkeit von Schädlingen stammt, ist zügiges und gezieltes Handeln entscheidend, um deine Pflanze zu schützen. Hier erhältst du einen klaren Leitfaden zur Schädlingsbekämpfung bei Zimmerpflanzen:
Schritt 1: Pflanze sofort isolieren
Stelle die betroffene Pflanze getrennt von anderen Zimmerpflanzen auf, um eine Ausbreitung der Schädlinge zu verhindern.
Schritt 2: Gründliche Inspektion
Untersuche Blattunterseiten, Stängelansätze und neue Blätter auf Schädlinge wie Blattläuse, Wollläuse, Schildläuse oder Spinnmilben.
Schritt 3: Sichtbare Schädlinge entfernen
Wische die Schädlinge mit einem weichen Tuch oder einer milden Seifenlösung vorsichtig ab.
Bei starkem Befall kannst du eine weiche Zahnbürste in verdünnte Neemöl-Lösung oder insektizide Seife tauchen und die Schädlinge sanft entfernen.
Schritt 4: Pflanze regelmäßig behandeln
Wende wöchentlich Neemöl oder insektizide Seife gründlich auf allen Pflanzenteilen an, bis die Schädlinge vollständig beseitigt sind.
Schritt 5: Biologische Schädlingsbekämpfung (optional)
Bei hartnäckigem Befall helfen Nützlinge wie Florfliegenlarven oder Raubmilben, die effektiv und ohne Chemikalien arbeiten.
Schritt 6: Vorbeugung weiterer Infektionen
Kontrolliere deine Pflanzen regelmäßig, um Schädlingsbefall frühzeitig zu erkennen.
Sorge für gesunde Bedingungen: Vermeide Pflanzenstress durch korrekte Bewässerung, angemessene Luftfeuchtigkeit und gute Luftzirkulation.
So stellst du sicher, dass deine Pflanzen gesund bleiben und dauerhaft von Schädlingen verschont sind.
➜ Möchtest du mehr über Schädlingsbekämpfung erfahren?
Schau doch mal in unseren Blogbereich zur Schädlingsbekämpfung!
➜ Mehr über Nützlinge und Nematoden erfahren?
Ist extrafloraler Nektar von Zimmerpflanzen für Menschen und Haustiere giftig?
Extrafloraler Nektar bei Zimmerpflanzen dient primär dem Anlocken von nützlichen Insekten. Obwohl diese Tropfen meist harmlos wirken, stellen sich viele Pflanzenfreunde die Frage nach möglichen Risiken, gerade bei beliebten Zimmerpflanzen wie Philodendron oder Alocasia aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae).
Tatsächlich enthält extrafloraler Nektar gelegentlich sekundäre Pflanzenstoffe, wie etwa Alkaloide oder Phenole, die in höheren Konzentrationen giftig sein könnten. Jedoch sind diese Stoffe im Nektar meist nur in sehr niedrigen Mengen vorhanden, sodass das Risiko für Menschen und Haustiere minimal ist.
Aktuell gibt es keine wissenschaftlichen Berichte oder Studien, die bestätigen, dass der extraflorale Nektar von Zimmerpflanzen wie Philodendron oder Alocasia eindeutig giftig ist. Allerdings enthalten viele Aronstabgewächse generell Substanzen wie Calciumoxalat-Kristalle, die in anderen Pflanzenteilen giftig oder reizend wirken können.
Empfehlungen zur Sicherheit:
Vermeide das bewusste Verzehren des Nektars.
Reduziere direkten Hautkontakt, besonders bei empfindlicher Haut.
Halte Zimmerpflanzen mit extrafloralen Nektarien außer Reichweite von Haustieren und kleinen Kindern, um mögliche Risiken zu minimieren.
Zusammenfassend gilt: Der extraflorale Nektar gängiger Zimmerpflanzen gilt aktuell nicht als gefährlich, doch Vorsicht ist aufgrund der allgemeinen Giftigkeit vieler Pflanzenteile ratsam.
Häufig gestellte Fragen zu extrafloralem Nektar bei Zimmerpflanzen
Zieht extrafloraler Nektar Ameisen oder andere Insekten an?
Kann extrafloraler Nektar zu Schimmelbildung führen?
Kann ich verhindern, dass meine Pflanze Nektar produziert?
Warum kommt der Nektar nach dem Abwischen immer wieder?
Sind klebrige Tropfen nach dem Umtopfen ein Problem?

Fazit: Warum „klebrig“ clever sein kann
Wenn deine Zimmerpflanze klebrige Tropfen zeigt, ist das meist kein Grund zur Sorge. Vielmehr offenbart sich hier eine clevere biologische Strategie: extraflorale Nektarien als intelligente Schutzmaßnahme deiner Pflanze.
Diese Tropfen sind ein Zeichen von Gesundheit und optimalen Wachstumsbedingungen. Wichtig ist lediglich, sicherzustellen, dass es sich tatsächlich um Nektar und nicht um Schädlingsbefall handelt.
Finde keine Schädlinge – dann kannst du entspannt sein und dich darüber freuen, dass deine Pflanze dir auf diese spannende Art zeigt, wie wohl sie sich fühlt. „Klebrig“ ist in diesem Fall nicht nur harmlos, sondern ein faszinierendes Zeichen einer klugen Pflanze, die sich ideal angepasst hat.
Weiterführende Quellen und Studien zu extrafloralen Nektarien:
Wenn du tiefer ins Thema eintauchen möchtest, bieten dir die folgenden Quellen detaillierte wissenschaftliche Einblicke in Funktion, ökologische Bedeutung und Auswirkungen extrafloraler Nektarien bei Pflanzen.
Genetic and Evolution Analysis of Extrafloral Nectary in Cotton
Untersucht genetische Grundlagen der Bildung extrafloraler Nektarien bei Baumwolle und deren evolutionäre Bedeutung.
The Diversity, Ecology, and Evolution of Extrafloral Nectaries
Umfassender Überblick über Vielfalt, ökologische Funktionen und Evolution extrafloraler Nektarien bei verschiedenen Pflanzenarten.
The Use of Extrafloral Nectar in Pest Management: Overcoming Context-Dependency
Erforscht den Einsatz extrafloralen Nektars in der landwirtschaftlichen Schädlingsbekämpfung und diskutiert Herausforderungen in der praktischen Anwendung.
Extrafloral Nectary-Bearing Plants Recover Ant Association Benefits After Disturbance
Analysiert, wie Pflanzen mit extrafloralen Nektarien nach Störungen (z. B. Umwelteinflüssen) ihre Beziehung zu schützenden Ameisen wiederherstellen.
Extrafloral Nectaries and Protection by Pugnacious Bodyguards
Beschreibt, wie extraflorale Nektarien aggressive Ameisenarten anziehen, die Pflanzen vor Fraßschädlingen schützen.
Link: https://www.researchgate.net/publication/234150369_Extrafloral_Nectaries_and_Protection_by_Pugnacious_Bodyguards
Extrafloral Nectar Production of the Ant-Associated Plant, Macaranga tanarius, in Response to Light and Ant Exclusion
Untersucht, wie Lichteinwirkung und Anwesenheit von Ameisen die Produktion extrafloralen Nektars bei der Pflanze Macaranga tanarius beeinflussen.
Review: Nectar Biology: From Molecules to Ecosystems
Umfassender Review zur Biologie von Nektar, einschließlich seiner chemischen Zusammensetzung und ökologischen Rolle im Pflanzenschutz.
The Influence of Host Plant Extrafloral Nectaries on Multitrophic Interactions: A Field Experiment
Erforscht, wie extraflorale Nektarien natürliche Interaktionen zwischen Pflanzen, Schädlingen und deren natürlichen Feinden in der Natur beeinflussen.
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