Wasservermehrung von Zimmerpflanzen – Anleitung, Tipps & häufige Fehler
- Foliage Factory
- 28. Aug. 2024
- 16 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Aug.
Warum Wasservermehrung Zimmergärtner begeistert
Es hat etwas Faszinierendes, neue Wurzeln in einem klaren Glas heranwachsen zu sehen. Einfach, direkt, fast ein kleines tägliches Experiment am eigenen Fensterbrett. Statt einen frischen Steckling unsichtbar in Erde zu stecken, lässt man ihn im Wasser schweben und beobachtet, wie sich die Verwandlung Schritt für Schritt vollzieht.
Wasservermehrung erfordert kein kompliziertes Setup – ein Glasgefäß und frisches Leitungswasser reichen völlig aus. Besonders unkompliziert klappt es bei robusten Klassikern wie Efeutute, Herzblatt-Philodendron oder Buntnessel. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür: Wasser wechseln, bevor es trüb wird, erkennen, wie gesunde Wurzeln aussehen, und den richtigen Moment finden, den Steckling in Erde zu setzen.
In diesem Ratgeber erfährst du:
Welche Pflanzen sich besonders gut im Wasser bewurzeln lassen (und welche nicht)
Wie Wurzeln entstehen – von unsichtbaren Prozessen bis zu sichtbarem Wachstum
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Vorbereitung und Bewurzelung von Stecklingen
Der sicherste Weg vom Wasser ins Substrat
Typische Probleme und wie man sie löst
Am Ende weißt du, wie du aus einem einfachen Steckling eine vitale Pflanze heranziehst – und vielleicht schon bald deine eigene kleine Fensterbank-Jungle-Ecke startest.

Inhalt:
1. Grundlagen der Wasservermehrung
Was es bedeutet
Bei der Wasservermehrung setzt man einen Stängel- oder Blattsteckling ins Wasser, damit sich dort neue Wurzeln bilden. Diese Wurzeln heißen Adventivwurzeln – sie entstehen nicht aus dem ursprünglichen Wurzelsystem, sondern direkt aus dem Stängel.
Die Grundmethode ist simpel:
Einen gesunden Trieb mit mindestens einem Knoten (dort, wo Blätter entspringen) schneiden.
Alle Blätter entfernen, die unter Wasser stehen würden.
Den Knoten in ein Glas mit Wasser bei Zimmertemperatur setzen.
Viele weichstielige Pflanzen wie Efeutute, Herzblatt-Philodendron oder Schwedischer Efeu bilden unter diesen Bedingungen schon nach kurzer Zeit Wurzeln.
➜ Unterschied zur Erdvermehrung
Sauerstoff und Wasserwechsel – In Erde gibt es Lufttaschen und Nährstoffe, im Wasser dagegen dauerhafte Feuchtigkeit, aber weniger Sauerstoff. Deshalb gilt: Wasser alle 5–7 Tage wechseln, sonst verlangsamt sich die Wurzelbildung und das Risiko von Fäulnis steigt.
Wurzelstruktur – Wasserwurzeln unterscheiden sich von Erdwurzeln. Sie sind glatter, besitzen weniger Wurzelhaare und können beim Umsetzen in Erde empfindlich reagieren. Damit der Übergang gelingt, sollte man Stecklinge umsetzen, wenn die Wurzeln 2–5 cm lang sind, und die Erde anfangs gleichmäßig feucht halten, bis neue Blätter erscheinen.
Die drei Phasen der Wurzelbildung
Fachleute beschreiben Adventivwurzeln in drei überlappenden Stadien:
Induktion – Nach dem Schnitt erhält das Gewebe ein „Wundsignal“. Zellen am Stängelgrund verlieren ihre ursprüngliche Funktion und werden wurzelfähig. Sichtbar ist noch nichts.
Initiation – Erste Zellteilungen beginnen, kleine Wurzelanlagen (Primordien) entstehen, unterstützt durch gespeicherte Zucker und Hormone.
Expression – Die Primordien wachsen zu Wurzeln aus, verbinden sich mit dem Leitgewebe der Pflanze und treten als weiße Wurzeln aus dem Stängel.
Eine Schlüsselrolle spielt das Pflanzenhormon Auxin. Es sammelt sich an der Schnittstelle und aktiviert die Wurzelbildung. Viele Kletterpflanzen bringen genug Auxin selbst mit. Bei härteren, leicht verholzten Stecklingen kann ein Wurzelhormonpulver den Prozess beschleunigen.
Warum Wasservermehrung wählen?
Man sieht den Prozess – kein Rätselraten mehr, was in der Erde passiert.
Sauber und günstig – kein Erdkrümel, nur ein Glas Wasser auf der Fensterbank.
Schnell bei vielen Arten – manche bilden schon nach zwei Wochen erste Wurzeln.
Lernfaktor – man erkennt, wie Pflanzen auf Licht, Wasser und Schnitt reagieren. Ideal auch für Einsteiger oder Kinder.

2. Geeignete Zimmerpflanzen für die Wasservermehrung
Nicht jede Art fühlt sich im Glas wohl, aber viele kommen damit bestens zurecht. Die unkompliziertesten Kandidaten haben drei Gemeinsamkeiten:
biegsame, unverholzte Stängel, die weich bleiben und keine Rinde bilden
sichtbare Knoten, also die kleinen „Gelenke“, an denen Blätter oder Wurzeln entstehen
eine natürliche Neigung, entlang des Stängels Wurzeln zu bilden
Wenn dein Steckling diese Kriterien erfüllt, hast du schon die halbe Arbeit erledigt. Diese Gruppen funktionieren besonders gut:
✓ Ranken und Kletterpflanzen
Sie wachsen schnell, besitzen viele Knoten und sind ideal für Einsteiger.
Efeutute (Epipremnum aureum) – fast unmöglich zu misslingen; jeder Knoten treibt Wurzeln, meist schon nach 7–14 Tagen bei gutem Licht.
Herzblatt-Philodendron (Philodendron hederaceum) – weiche Stängel, zahlreiche Knoten und sehr tolerant, daher ein Klassiker.
Pfeilblatt (Syngonium podophyllum) – bereits Einzelknoten-Stecklinge bewurzeln leicht und bringen schnell frische Blätter.
✓ Weichstielige Zierpflanzen
Ihre fleischigen, biegsamen Triebe reagieren sehr gut auf Wasser.
Buntnessel (Plectranthus scutellarioides) – ein echter Turbo-Bewurzler; oft sind nach einer Woche schon erste Wurzeln sichtbar.
Schwedischer Efeu (Plectranthus verticillatus) – wurzelt zuverlässig und bleibt vital, wenn man das Wasser regelmäßig wechselt.
✓ Farbige oder gemusterte Blätter
Ein Vermehrungsglas muss nicht eintönig grün sein.
Begonien (Begonia spp.) – vor allem Rohr- und Rhizomtypen lassen sich im Wasser vermehren, brauchen aber häufig frisches Wasser, um Fäulnis vorzubeugen.
Tradescantien (Tradescantia zebrina, T. fluminensis) – ob gestreift oder violett, diese Ranken wurzeln schnell und sehen im Glas besonders dekorativ aus.
✓ Pflanzen mit Luftwurzeln
Diese Arten bringen oft schon „Startwurzeln“ mit und bewurzeln daher besonders leicht.
Monstera adansonii – Luftwurzeln im Steckling beschleunigen die Bildung kräftiger Wurzeln.
Philodendron micans – samtige Blätter und zahlreiche Luftwurzeln sorgen für schnelles Anwachsen und einen dekorativen Auftritt im Glas.
💡 Warum diese Arten Erfolg haben:
Mehr Knoten = mehr Wurzelansätze
Weiches Gewebe stellt leichter auf Wurzelwachstum um
Sie vertragen dauerhafte Feuchtigkeit, ohne sofort zu faulen
3. Pflanzen, die im Wasser nicht gedeihen
Es klingt verlockend, jeden Steckling einfach ins Glas zu setzen. Manche Arten machen problemlos mit – andere faulen schnell. Prüfe daher vorher, ob deine Pflanze in eine dieser Kategorien fällt:
✗ Sukkulenten und Kakteen
Beispiele: Geldbaum (Crassula), Echeverien, Kalanchoe, die meisten Kakteen.Diese Pflanzen speichern Wasser in Blättern und Stängeln. Ein Wasserglas bedeutet für sie Überflutung – Gewebe quillt auf, reißt und verfault. Forschungen der Iowa State University zeigen, dass die meisten Sukkulenten im Glas überhaupt keine Wurzeln bilden.
➜ Bessere Methode: Stecklinge einige Tage antrocknen lassen, bis die Schnittstelle vernarbt ist. Danach in ein grobes, stark durchlässiges Substrat (z. B. Bims oder Perlite) setzen und nur leicht feucht halten, bis Wurzeln erscheinen.
✗ Verholzte oder halbverholzte Stängel
Beispiele: Kroton (Codiaeum variegatum), Hibiskus, viele Ficus-Arten, Zitruspflanzen.Ihre Stängel sind von Rinde umgeben und faulen im Wasser, bevor sich Wurzeln bilden. Die Missouri Botanical Garden betont: Solche Stecklinge brauchen gut durchlüftetes Substrat, Bodenerwärmung und hohe Luftfeuchtigkeit – Bedingungen, die ein Glas Wasser nicht liefern kann.
➜ Bessere Methode: In Erde bewurzeln oder per Absenker vermehren, nicht im Wasser.
✗ Knollen- und Zwiebelpflanzen
Beispiele: Amaryllis (Hippeastrum), Kaladien, Alokasien.Diese Pflanzen sind auf Erde spezialisiert. Ihre Speicherorgane werden im Wasser geschwächt und verlieren schnell an Kraft.
➜ Bessere Methode: Durch Teilung von Zwiebeln, Knollen oder Brutkormmen. Ruhende Knollen knapp (ca. 1 cm) mit Erde bedecken und in leicht feuchtes Substrat setzen.
💡 Warum diese Arten im Wasser scheitern
Trockenheitsliebende Pflanzen oder solche mit verholzten Stängeln besitzen kein schwammiges Aerenchym-Gewebe, das Sauerstoff leiten könnte. In sauerstoffarmem Wasser übernehmen Bakterien und Pilze – das Ende des Stecklings.
📌 Merke: Nutze Gläser nur für wasserfreundliche Arten. Für alle anderen: lieber Erde, Absenker oder Teilung wählen.

Schnellübersicht – Pflanzen für die Wasservermehrung
Bevor du Gläser füllst, hilft es zu wissen, welche Arten echte „Wasserwurzler“ sind – und welche im Glas nur faulen. Diese Übersicht macht die Auswahl leichter und bewahrt dich vor Enttäuschungen.
✓ Wasserfreundlich
Kategorie | Deutscher Name | Botanischer Name | Hinweise |
Rankenpflanze | Efeutute | Epipremnum aureum | Wurzeln in 7–14 Tagen bei gutem Licht |
Rankenpflanze | Herzblatt-Philodendron | Philodendron hederaceum | Viele Knoten, daher besonders leicht zu bewurzeln |
Rankenpflanze | Pfeilblatt | Syngonium podophyllum | Schon Einzelknoten-Stecklinge bewurzeln zuverlässig |
Zierpflanze | Buntnessel | Plectranthus scutellarioides | Erste Wurzeln oft schon nach einer Woche sichtbar |
Zierpflanze | Schwedischer Efeu | Plectranthus verticillatus | Wurzelt schnell, braucht aber regelmäßigen Wasserwechsel |
Blattzierpflanze | Rohr- & Rhizom-Begonien | Begonia spp. | Häufig Wasser wechseln, da anfällig für Fäulnis |
Rankenpflanze | Tradescantien | Tradescantia zebrina, T. fluminensis | Auffälliges Laub, wurzelt sehr schnell |
Kletterpflanze | Monstera adansonii | Monstera adansonii | Luftwurzeln beschleunigen die Bewurzelung |
Kletterpflanze | Philodendron micans | Philodendron micans | Attraktiv im Glas; viele Luftwurzeln |
✗ Nicht empfohlen
Kategorie | Deutscher Name | Botanischer Name | Hinweise |
Sukkulente | Geldbaum | Crassula spp. | Fäulnisgefahr; besser in trockenem Substrat vermehren |
Sukkulente | Echeverie | Echeveria spp. | Schnittstellen erst abtrocknen lassen, dann in Erde setzen |
Sukkulente | Kalanchoe | Kalanchoe spp. | Speichert Wasser in Blättern; faulen im Glas |
Kakteen | verschiedene Arten | diverse Gattungen | Bewurzelung nur in trockenem, grobem Substrat |
Zierstrauch | Kroton | Codiaeum variegatum | Verholzter Stängel, bewurzelt besser in Erde oder per Absenker |
Zierstrauch | Hibiskus | Hibiscus spp. | Fäulnisgefahr im Wasser; braucht Erde und hohe Luftfeuchtigkeit |
Gehölz | Ficus-Arten | Ficus spp. | Verholzte Stängel; bewurzeln besser in Substrat |
Zitruspflanze | Zitrus-Arten | Citrus spp. | Benötigen Erde, Wärme und Luftfeuchtigkeit |
Knollenpflanze | Amaryllis | Hippeastrum spp. | Nur durch Teilung der Zwiebel vermehren |
Knollenpflanze | Kaladien | Caladium spp. | Am besten durch Teilung der Knollen |
Knollenpflanze | Alokasien (knollenbildend) | Alocasia spp. | Vermehrung über Brutknollen, nicht über Stecklinge |
📌 Merke: Diese Liste ist dein Spickzettel für die richtige Methode. Steht deine Pflanze in der Rubrik „Nicht empfohlen“, überspringe das Glas und nutze lieber Erde oder Teilung.

4. Basiswissen zur Wurzelbildung und Hormoneinfluss
Wenn du einen Steckling schneidest, trennst du nicht nur ein Stück Pflanze ab – du löst eine ganze Kette innerer Veränderungen aus. Die Zellen am Schnitt übernehmen eine neue Aufgabe: Sie sollen Wurzeln bilden.
Wer diesen Prozess versteht, hat beim Vermehren klare Vorteile: Man erkennt, was normal ist, wo es hakt, und warum manche gängigen Mythen nicht stimmen.
Die drei Phasen der Adventivwurzel-Bildung
Induktion – Direkt nach dem Schnitt erhalten die Zellen an der Basis ein „Wundsignal“. Sie geben ihre ursprüngliche Funktion auf und werden wurzelfähig. Noch ist nichts zu sehen.
Initiation – Erste Wurzelanlagen (Primordien) entstehen, sie teilen sich und werden durch gespeicherte Zucker und Hormone versorgt.
Expression – Die Primordien strecken sich zu echten Wurzeln aus, verbinden sich mit dem Leitgewebe der Pflanze und brechen als helle Wurzeln durch die Stängeloberfläche.
Das Schlüsselhormon dabei ist Auxin. Es sammelt sich an der Schnittstelle und gibt das Signal zur Wurzelbildung. Viele weichstielige Rankpflanzen produzieren genügend Auxin von selbst, bei halbfesten Stecklingen kann ein kurzer Dip in Bewurzelungspulver den Vorgang beschleunigen.
➜ Warum Wasserwurzeln anders sind
Wurzeln, die im Wasser gebildet werden, unterscheiden sich von solchen, die in Erde wachsen. Fachleute weisen darauf hin, dass sie meist:
weniger Wurzelhaare haben
glatter und weniger verzweigt sind
empfindlicher beim Umsetzen in Erde reagieren
Da Wasser weniger Sauerstoff enthält als Erde, wird stehendes Wasser schnell sauerstoffarm. Das bremst die Wurzelbildung. Deshalb sind regelmäßige Wasserwechsel entscheidend.
Manche Pflanzen können sich anpassen, indem sie spezielles schwammiges Aerenchym-Gewebe in den Wurzeln bilden, das Sauerstoff transportiert – die meisten Zimmerpflanzen besitzen diese Fähigkeit aber nicht. Sicherer ist es, das Wasser frisch und gut belüftet zu halten.
💡 Hormone jenseits von Auxin
Auch Cytokinin und Gibberellin spielen bei Pflanzenwachstum eine Rolle. Kurzgefasst:
viel Auxin im Verhältnis zu Cytokinin = verstärkte Wurzelbildung
hoher Cytokinin-Anteil = fördert Triebe statt Wurzeln
zu viel Gibberellin = kann die Wurzelbildung sogar hemmen
📌 Wichtig für Hobbygärtner:
Stecklinge in helles, indirektes Licht stellen, damit sie Photosynthese betreiben können
von Anfang an sauber und gesund arbeiten
bei härteren Stängeln Bewurzelungspulver mit synthetischem Auxin nutzen – andere Hormone sind nicht nötig

5. Stecklinge vorbereiten und schneiden
Erfolgreiche Wasservermehrung beginnt lange vor dem Glas. Ein kräftiger, richtig geschnittener Steckling bewurzelt schneller, ist weniger anfällig für Fäulnis und passt sich später besser an Erde an. So legst du den Grundstein:
1. Einen gesunden Trieb wählen
Achte auf einen Stängel, der frei von Schädlingen und Krankheiten ist und mindestens einen kräftigen Knoten besitzt.
zu weiche, labbrige Spitzen vermeiden – sie faulen schnell
alte, verholzte Triebe meiden – sie bewurzeln sehr langsam
halbreife Triebe sind ideal: stabil, aber noch flexibel
wenn möglich, zwei bis drei Knoten pro Steckling einschließen
2. Größe und Blattanzahl festlegen
Bei Ranken und weichstieligen Pflanzen sind 10–15 cm Länge optimal. Behalte zwei bis drei Blätter.
zu viele Blätter = hoher Wasserverlust durch Verdunstung
zu wenige Blätter = zu wenig Photosynthese für Energie
3. Scharfes, sauberes Werkzeug benutzen
Schere oder Messer vorab sterilisieren – z. B. mit 70 % Isopropylalkohol oder einer 1:10-Lösung aus Chlorbleiche und Wasser. Ein sauberer, glatter Schnitt:
reduziert Gewebeschäden
senkt das Risiko von Pilz- oder Bakterienbefall
4. Direkt unter einem Knoten schneiden
Knoten enthalten teilungsfähige Zellen – die eigentlichen Wurzelbildner. Schneide knapp darunter, leicht schräg:
vergrößert die Fläche für Wasseraufnahme
verhindert Verstopfung im Xylem (Leitungsgewebe für Wasser)
5. Untere Blätter entfernen
Alles, was im Wasser stehen würde, muss weg – sonst fault es und belastet das Wasser. Bei großen Blättern (z. B. Syngonium) kannst du sie entlang der Hauptader halbieren: weniger Wasserverlust, ohne den Steckling zu schwächen.
6. Optional: Bewurzelungshormon
Die meisten weichstieligen Pflanzen kommen ohne aus. Bei halbfesten Arten oder wenn du bisher langsame Ergebnisse hattest, lohnt ein Dip in ein wassergeeignetes Bewurzelungspulver mit synthetischem Auxin. Überschuss abklopfen, bevor der Steckling ins Glas kommt.
7. Das richtige Timing
Stecklinge am besten schneiden, wenn die Pflanze aktiv wächst und gut versorgt ist – ideal von Spätfrühling bis Frühherbst bei tropischen Zimmerpflanzen.Vermeide Schnitte direkt nach dem Umtopfen oder in Stressphasen – Pflanzen brauchen Energiereserven, um neue Wurzeln zu bilden.

6. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Wasservermehrung
Dein Steckling ist vorbereitet – jetzt geht es darum, ihn im Glas zum Wachsen zu bringen. Hier verwandelt sich das Gefäß in eine kleine Wurzelfabrik.
1. Das richtige Gefäß wählen
Ein durchsichtiges Glas ist ideal, um den Fortschritt zu beobachten.
kein Kupfer oder andere reaktive Metalle verwenden – sie schädigen Wurzeln
ein enger Hals hält den Steckling stabil, ein breiter Rand verbessert den Sauerstoffaustausch
2. Frisches Wasser verwenden
Mit Leitungswasser bei Zimmertemperatur füllen. Ist das Wasser stark gechlort, vorher 24 Stunden stehen lassen.
mindestens ein Knoten muss unter Wasser sein
alle Blätter oberhalb der Wasserlinie halten
3. Steckling richtig platzieren
Das Schnittende samt Knoten ins Wasser tauchen. Falls er umkippt, helfen kleine Stützen:
feines Sieb oder Gitteraufsatz
Blumenigel
sanft gebogener Draht
So bleibt der Stängel aufrecht, ohne gequetscht zu werden.
4. Für gutes Licht sorgen
Helles, indirektes Licht treibt die Photosynthese an, ohne das Glas zu überhitzen oder Algenwachstum zu fördern.Direkte Sonne aufs Glas vermeiden – sie kann den Steckling regelrecht „kochen“.
5. Wasser regelmäßig wechselnAlle 3–5 Tage frisch auffüllen, um:
Sauerstoff zu erneuern
Bakterien zu reduzieren
Biofilm oder Algen zu entfernen
💡 Extra-Tipp: Ein kleiner Aquarien-Sprudler erhöht den Sauerstoffgehalt und ist hilfreich für empfindlichere Arten.
6. Fortschritt beobachten
Bei schnell wurzelnden Arten zeigen sich nach 1–2 Wochen winzige weiße Knubbel.
gesunde Wasserwurzeln: cremefarben, fest, verzweigen sich mit der Zeit
ungesunde Wurzeln: braun, matschig, unangenehm riechend
7. Geduld haben
Abwarten, bis die Wurzeln 2–5 cm lang sind und erste Verzweigungen zeigen, bevor du in Erde umsetzt.
zu frühes Eintopfen = Wurzeln können in Erde nicht mithalten
zu spätes Eintopfen = Wasserwurzeln tun sich schwer, sich an Erde anzupassen
Für dekorative Arrangements lassen sich mehrere Stecklinge in einem größeren Gefäß kombinieren – achte nur darauf, dass die Blätter trocken bleiben und die Stängel genug Platz haben.
Ideale Bewurzelungsbedingungen für die Wasservermehrung
Sobald dein Steckling im Wasser steht, entscheiden Licht, Wärme und die richtige Pflege über den Erfolg. Diese Übersicht hilft dir, die Bedingungen je nach Pflanzenart anzupassen – und so schneller gesunde Wurzeln zu bekommen.
Pflanze | Licht | Temperatur | Wasserwechsel | Hinweise |
Efeutute (Epipremnum aureum) | hell, indirekt | 21–27 °C | alle 5–7 Tage | sehr unkompliziert; Wurzeln nach 1–2 Wochen |
Herzblatt-Philodendron (Philodendron hederaceum) | hell, indirekt | 21–27 °C | alle 5–7 Tage | viele Knoten beschleunigen die Bewurzelung |
Pfeilblatt (Syngonium podophyllum) | hell, indirekt | 21–27 °C | alle 5 Tage | große Blätter einkürzen, um Wasserverlust zu reduzieren |
Buntnessel (Plectranthus scutellarioides) | hell, indirekt | 21–27 °C | alle 3–5 Tage | extrem schnelle Wurzelbildung |
Schwedischer Efeu (Plectranthus verticillatus) | hell, indirekt | 21–27 °C | alle 5 Tage | Fäulnis durch häufige Wasserwechsel vermeiden |
Rohr- & Rhizom-Begonien (Begonia spp.) | hell, indirekt | 21–25 °C | alle 3–5 Tage | empfindlich gegenüber Fäulnis – Wasser stets frisch halten |
Tradescantien (T. zebrina, T. fluminensis) | hell, indirekt | 21–27 °C | alle 5 Tage | farbenprächtiges Laub wirkt dekorativ im Glas |
Monstera adansonii | hell, indirekt | 22–27 °C | alle 5 Tage | Luftwurzeln verkürzen die Bewurzelungszeit |
Philodendron micans | hell, indirekt | 21–27 °C | alle 5 Tage | samtige Blätter bleiben auch im Glas attraktiv |
💡 Diese Werte sind Richtlinien, keine starren Regeln. Dein Zuhause kann wärmer, kühler, heller oder dunkler sein – passe die Pflege an, während du beobachtest, wie deine Stecklinge reagieren.
📌 Unsicher, ob deine Stecklinge genug Licht bekommen? → Hier erfährst du genau, was „hell, indirekt“ bedeutet.
📌 Stecklinge bewurzeln am besten bei optimalem Licht – so verhinderst du vergeilte Triebe und förderst kräftiges Wachstum.

7. Vom Wasser in die Erde umsetzen
Wasserwurzeln sind für ein Leben im… Wasser gemacht. Das Umsetzen in Erde ist für sie ein echter Umstieg – vergleichbar damit, einem Schnorchler einen Marathon aufzubürden. Mit dem richtigen Zeitpunkt und etwas Fingerspitzengefühl gelingt der Übergang aber problemlos.
➜ Wann umtopfen?
Wurzellänge – 5–10 cm mit ersten Verzweigungen ist optimal.
Farbe & Struktur – gesunde Wasserwurzeln sind hell und fest. Umsetzen, bevor sie brüchig werden oder sich stark verheddern.
Neues Wachstum – frische Blätter oder Triebe zeigen, dass der Steckling aktiv Photosynthese betreibt und sich selbst in Erde versorgen kann.
➜ Topf & Substrat auswählen
Topfgröße – nur wenig größer als das Wurzelvolumen. Zu große Töpfe bleiben zu lange nass und erhöhen die Fäulnisgefahr.
Drainage – unbedingt ein Ablaufloch. Staunässe ist der schnellste Weg, Wasserstecklinge zu verlieren.
Substratmischung – locker und luftig:
für tropische Zimmerpflanzen: Torf + Perlite
für Aronstabgewächse wie Monstera oder Philodendron: zusätzlich etwas Pinienrinde oder Orchideensubstrat
Kein Dünger am Anfang – erst nach 2–3 Wochen leicht düngen; junge Wurzeln reagieren empfindlich auf Salze.
➜ Der Umsetzprozess
Substrat anfeuchten – gleichmäßig feucht, aber nicht durchnässt. Konsistenz wie ein ausgewrungener Schwamm.
Wurzeln vorsichtig behandeln – Steckling aus dem Wasser heben, Wurzeln behutsam in den Topf führen, ohne sie zu knicken oder zu brechen.
Richtige Pflanztiefe – den Knoten knapp unter die Erdoberfläche setzen, Substrat sanft andrücken.
Leicht angießen – gleichmäßige Feuchtigkeit ist entscheidend. Danach die obersten 2–3 cm Substrat leicht antrocknen lassen, bevor erneut gegossen wird.
Für Luftfeuchtigkeit sorgen – 50–70 % in der ersten Woche sind ideal. Vor starker Mittagssonne schützen, bis die Pflanze stabil wächst.
💡 Tipp: Es ist völlig normal, dass einige Wasserwurzeln absterben, während neue Erdwurzeln gebildet werden. Wichtig sind gleichmäßige Feuchtigkeit und das Vermeiden von Staunässe.
📌 Zeit zum Umtopfen? → Die Wahl des passenden Substrats ist entscheidend — hier lernst du, wie du die Mischung an deine Pflanze anpasst.

8. Häufige Probleme bei der Wasservermehrung und Lösungen
Auch mit optimalem Setup können Schwierigkeiten auftreten. Diese Tabelle zeigt die häufigsten Probleme – mit Ursachen und passenden Lösungen.
❗ Problem | ➜ Wahrscheinliche Ursachen | ✓ Lösung |
Stängel verfärbt sich braun oder wird matschig | – Bakterien- oder Pilzbefall durch verrottete Pflanzenteile – Sauerstoffmangel durch stehendes Wasser | – faulige Stellen mit sterilisiertem Werkzeug entfernen – Wasser wechseln und Glas reinigen – nur den Knoten ins Wasser tauchen, Blätter oberhalb halten – Wechsel häufiger durchführen |
Wurzeln entwickeln sich sehr langsam | – zu wenig Licht – niedrige Temperaturen – langsam wurzelnde Pflanzenarten | – Standort mit hellem, indirektem Licht wählen – Temperatur zwischen 21–27 °C halten – bei halbfesten Stecklingen optional Bewurzelungspulver nutzen |
Algen im Glas | – zu viel direktes Sonnenlicht – Nährstoffreste aus verrottendem Pflanzenmaterial | – Glas gründlich reinigen, frisches Wasser auffüllen – Stecklinge hell, aber nicht sonnig platzieren – bei starkem Befall getöntes oder blickdichtes Gefäß nutzen |
Blätter welken oder vergilben | – zu viele Blätter → hoher Wasserverlust – Wurzelfäule – natürlicher Blattwechsel | – überschüssige Blätter entfernen, nur 1–2 belassen – Wurzeln kontrollieren und faule Teile entfernen – mindestens ein gesundes Blatt erhalten |
Wurzeln werden nach dem Einsetzen in Erde schwarz | – Überwässerung im Substrat – Umstellungsschock von Wasser auf Erde | – weniger gießen, oberste 2–3 cm Substrat leicht antrocknen lassen – stabile Licht- und Feuchtigkeitsbedingungen schaffen – Pflanze langsam an Erde und mehr Licht gewöhnen |
💡 Extra-Tipp: Ein Vermehrungs-Tagebuch hilft: notiere Art, Wasserwechsel und Wurzelstadien. So erkennst du Muster und optimierst deine Bedingungen.
📌 Nicht sicher, ob dein Steckling in Gefahr ist? → So erkennst, behandelst und verhinderst du Wurzelfäule rechtzeitig.

9. Fazit – Wurzel deine Leidenschaft
Wasservermehrung gibt dir einen Logenplatz bei einer der stillsten Verwandlungen der Natur. Vom Moment, in dem du einen Steckling ins Glas setzt, bis zu dem Tag, an dem er in Erde kräftig weiterwächst, lernst du mehr als nur Pflanzen zu ziehen – du lernst ihre Rhythmen zu verstehen.
Wenn du:
Arten auswählst, die für die Bewurzelung im Wasser geeignet sind
Stecklinge sorgfältig vorbereitest
das Wasser sauber und sauerstoffreich hältst
sie zum richtigen Zeitpunkt in Erde setzt
…ist der Erfolg fast garantiert.
📌 Wichtige Punkte zum Merken:
Methode an die Pflanze anpassen – weichstielige, knotentragende Arten wie Efeutute, Philodendron oder Tradescantia wurzeln schnell im Wasser. Sukkulenten, Gehölze und Knollenpflanzen sind mit anderen Methoden besser aufgehoben.
Jede Phase unterstützen – während Induktion und Initiation den Steckling sauber, feucht und gut mit Sauerstoff versorgt halten; nach dem Umsetzen gleichmäßiges Licht und Luftfeuchtigkeit bieten.
Wasserwurzeln schützen – behutsam behandeln und langsam an Erde gewöhnen, um Schock zu vermeiden.
Probleme vorbeugen – frisches Wasser, saubere Gläser sowie das richtige Licht und die passende Temperatur verhindern die meisten Schwierigkeiten von Anfang an.
Bereit für dein eigenes Vermehrungsprojekt?
Nimm einen gesunden Steckling deiner Lieblings-Zimmerpflanze, stelle ihn in ein Glas frisches Wasser – und beobachte, wie sich schon nach wenigen Tagen die ersten Wurzeln zeigen.
Und wenn du deine Fensterbank in eine kleine Vermehrungsstation verwandeln möchtest: Wir haben sorgfältig ausgewähltes Zubehör, mit dem du mehr Pflanzen ziehen, sie mit Freunden teilen und dir den Indoor-Dschungel aufbauen kannst, von dem du schon immer geträumt hast.

10. Glossar – Wichtige Begriffe zur Wasservermehrung
Begriff | Erklärung |
Adventivwurzeln | Wurzeln, die nicht aus dem ursprünglichen Wurzelsystem entstehen, sondern aus Stängeln, Blättern oder anderen Pflanzenteilen. Typisch für Stecklinge im Wasser. |
Aerenchym | Pflanzengewebe mit Luftkammern, das den inneren Sauerstofftransport erleichtert. Vor allem nützlich für Arten aus wasserreichen oder sumpfigen Lebensräumen. |
Auxin | Pflanzenhormon, das die Wurzelbildung steuert und sich an Schnittstellen sammelt. Oft auch Bestandteil von Bewurzelungspulvern. |
Cytokinin | Pflanzenhormon, das Triebwachstum fördert. Ein hohes Verhältnis zu Auxin kann die Wurzelbildung bremsen. |
Gibberellin | Wachstumsregulator, der Stängelstreckung anregt. Zu hohe Konzentrationen können die Bewurzelung verlangsamen. |
Kallusbildung | Wundgewebe, das sich nach einem Schnitt bildet. Aus diesem Gewebe können Adventivwurzeln entstehen. |
Meristematisches Gewebe | Teilungsfähige Zellen, z. B. in Knoten, Knospen oder Wurzelspitzen. Grundlage für neues Pflanzengewebe. |
Knoten | Verdickte Stelle am Stängel, an der Blätter, Seitentriebe oder Wurzeln entstehen können. Entscheidend für Stecklingsschnitt. |
Photosynthese | Prozess, bei dem Pflanzen Licht, Wasser und CO₂ in Zucker und Energie umwandeln – wichtig, um Stecklinge während der Bewurzelung zu versorgen. |
Primordien | Kleinste Anlagen für Wurzeln oder Triebe, die sich später zu vollständigen Organen entwickeln. |
Wurzelhaare | Feine Ausläufer der Wurzeln, die Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Wasserwurzeln besitzen meist weniger davon. |
Bewurzelungshormon | Produkt mit synthetischem Auxin, das Wurzelbildung beschleunigt oder verstärkt. Besonders hilfreich bei halbverholzten Trieben. |
Halbverholzter Stängel | Trieb, der nicht mehr weich, aber auch noch nicht ganz verholzt ist. Bewurzelt langsamer als junge, weiche Triebe. |
Transpiration | Wasserabgabe über Spaltöffnungen (Stomata) der Blätter. Reguliert Feuchtigkeit, kann aber bei Stecklingen zum Austrocknen führen. |
Xylem | Leitgewebe, das Wasser in der Pflanze transportiert. Wird beim Stecklingsschnitt teilweise geöffnet und spielt eine Rolle bei der Wasseraufnahme. |
11. Quellen & weiterführende Literatur
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Druege, U., Hilo, A., Pérez-Pérez, J. M., Klopotek, Y., & Acosta, M. (2019). Molecular and physiological control of adventitious rooting in cuttings: Phytohormone action meets resource allocation. Annals of Botany, 123(6), 929–949. https://doi.org/10.1093/aob/mcy234
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Maryland Grows. (2017, November 20). Make more plants from cuttings: 5 plants that root easily in water. University of Maryland Extension. https://marylandgrows.umd.edu/2017/11/20/make-more-plants-from-cuttings-5-plants-that-root-easily-in-water/
Missouri Botanical Garden. (n.d.). Rooting cuttings in water [Visual guide]. Retrieved August 8, 2025, from https://www.missouribotanicalgarden.org/gardens-gardening/your-garden/help-for-the-home-gardener/advice-tips-resources/visual-guides/rooting-cuttings-in-water
Missouri University Extension. (n.d.). Home propagation of houseplants. University of Missouri Extension. Retrieved August 8, 2025, from https://extension.missouri.edu
Penn State Extension. (n.d.). Propagating houseplants. Penn State Extension. https://extension.psu.edu/propagating-houseplants
University of Nevada, Reno Extension. (n.d.). Propagating houseplants. https://extension.unr.edu/publication.aspx?PubID=3384
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Zhou, Y., Wang, C., Tang, Q., Wang, M.-H., & Li, M.-H. (2024). Morphological responses of root hairs to changes in soil and climate depend on plant life form. Frontiers in Forests and Global Change, 7, Article 1324405. https://doi.org/10.3389/ffgc.2024.1324405
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