Warum tropft meine Pflanze nachts?
Du wachst morgens auf, gehst an deiner Monstera oder Alocasia vorbei – und entdeckst winzige Tropfen an den Blatträndern. Dein erster Gedanke: Hab ich wieder zu viel gegossen? Keine Sorge, du bist nicht allein. Dieses Phänomen heißt Guttation – und nein, deine Pflanze weint nicht.
Guttation ist ein ganz natürlicher Prozess, der auftritt, wenn eine Pflanze mehr Wasser aufnimmt, als sie über Verdunstung abgeben kann. Wenn der Druck in den Wurzeln steigt, wird die überschüssige Feuchtigkeit über spezielle Strukturen an den Blättern ausgeschieden. Es sieht vielleicht aus wie Schweiß, aber es steckt deutlich mehr dahinter – biologisch und botanisch.
Auch wenn es im ersten Moment besorgniserregend wirken kann: Guttation ist meistens ein Zeichen dafür, dass deine Pflanze genau das tut, was sie tun soll.
Trotzdem ist Guttation eines der am meisten missverstandenen Signale in der Welt der Zimmerpflanzen. Wer versteht, was Guttation wirklich ist, wann sie auftritt und wann sie Anlass zur Sorge gibt, kann seine Pflanzen deutlich besser einschätzen – und pflegen.
In diesem Guide erfährst du:
Was Guttation genau ist – und wie sie sich von Tau unterscheidet
Warum Pflanzen wie Monstera, Alocasia und Syngonium besonders betroffen sind
Wann Guttation harmlos ist – und wann du genauer hinsehen solltest
Was in den Tropfen wirklich drinsteckt (Spoiler: Es ist nicht nur Wasser)
Wie du Guttation handhaben oder vorbeugen kannst, ohne deine Pflege komplett umzustellen
➜ Lass uns gemeinsam Mythen von wissenschaftlichen Fakten trennen – und herausfinden, was wirklich passiert, wenn deine Pflanzen anfangen zu „schwitzen“.

Inhalt:
Was ist Guttation bei Pflanzen?
Wenn deine Pflanze nachts an den Blattspitzen oder -rändern kleine Tropfen bildet, handelt es sich sehr wahrscheinlich um Guttation. Aber das ist kein „Schwitzen“ im menschlichen Sinne, sondern ein pflanzenphysiologischer Vorgang, der auf Wurzeldruck basiert – und nichts mit Temperaturregulierung zu tun hat.
💡 Was passiert dabei genau?
Guttation tritt auf, wenn eine Pflanze über ihre Wurzeln mehr Wasser aufnimmt, als sie über Verdunstung (Transpiration) verlieren kann. Besonders nachts oder bei hoher Luftfeuchtigkeit, wenn die Luftbewegung gering ist, verlangsamt sich die Transpiration – die Wasseraufnahme bleibt aber aktiv.
Damit die Pflanze den Überschuss loswird, braucht sie ein Ventil. Dieses bieten sogenannte Hydathoden: winzige Öffnungen an den Blatträndern oder -spitzen, die speziell für diesen Wasserüberschuss zuständig sind. Im Gegensatz zu Stomata (Spaltöffnungen), die für Gasaustausch und Verdunstung da sind, sind Hydathoden passiv – sie öffnen sich nicht, sie sind einfach da.
Das ausgeschiedene Wasser ist kein reines H₂O, sondern Xylemsaft: eine Lösung aus Wasser, Mineralien, Zucker und manchmal auch Aminosäuren.
📌 Typische Auslöser für Guttation:
Aktive Wasseraufnahme bei feuchtem Substrat
Reduzierte Transpiration durch:
➜ Dunkelheit (z. B. nachts)
➜ Hohe Luftfeuchtigkeit
➜ Kaum Luftbewegung
➜ Warme Tage gefolgt von kühlen Nächten
➜ Sehr aktive Wurzeln, v. a. bei tropischen Pflanzen
🧬 Hydathoden vs. Stomata: Der Unterschied
Struktur | Funktion | Ort | Aktivität |
Hydathoden | Passive Wasserabgabe bei Wurzeldruck | Blattränder/-spitzen | Auch nachts aktiv |
Stomata | Regulieren Verdunstung & Gasaustausch | Blattoberflächen | Tagsüber aktiv, nachts geschlossen |
Wenn also dein Syngonium morgens kleine Tropfen an den Rändern zeigt, handelt es sich nicht um ein Leck oder eine Krankheit – sondern um ein klares Zeichen dafür, dass dein Pflänzchen intern bestens arbeitet. In den meisten Fällen zeigt Guttation, dass deine Pflanze gesund, gut versorgt und aktiv ist.

Guttation vs. Tau – Warum das nicht dasselbe ist
Es ist leicht, Guttation mit Tau zu verwechseln – schließlich sehen beide aus wie Wassertröpfchen, die morgens auf den Blättern sitzen. Aber obwohl sie sich optisch ähneln, könnten sie in Herkunft, Zusammensetzung und Bedeutung nicht unterschiedlicher sein.
Wer den Unterschied kennt, vermeidet Fehlinterpretationen – und spart sich unnötige Veränderungen bei der Pflanzenpflege.
🌫️ Was ist Tau?
Tau entsteht durch Kondensation von Wasserdampf aus der Luft. Wenn sich Blattoberflächen über Nacht abkühlen, kann ihre Temperatur unter den Taupunkt der Umgebungsluft fallen. Die Feuchtigkeit in der Luft kondensiert dann auf diesen kalten Oberflächen – ähnlich wie Wasser, das sich außen an einem kalten Glas bildet.
➜ Tau ist also:
Ein externer Prozess
Kann auf jeder Oberfläche entstehen, nicht nur auf Pflanzen
Entsteht durch Temperaturunterschiede und Luftfeuchtigkeit
Bildet sich meist gleichmäßig auf der gesamten Blattoberfläche
💧 Was ist Guttation?
Guttation hingegen ist ein interner Vorgang in der Pflanze. Dabei wird Wasser über Hydathoden aktiv aus dem Xylem gedrückt – ausgelöst durch Wurzeldruck.
➜ Guttation ist also:
Ein physiologischer Prozess im Inneren der Pflanze
Tritt nur an Blatträndern oder -spitzen auf
Entsteht durch Wasseraufnahme über die Wurzeln
Hinterlässt oft Rückstände wie Mineralien oder Zucker
🔍 Guttation vs. Tau im Direktvergleich
Merkmal | Guttation | Tau |
Ursprung | Aus dem Inneren der Pflanze (Xylemsaft) | Aus der Luft (Kondensation) |
Auslöser | Wurzeldruck + geringe Transpiration | Lufttemperatur unter Taupunkt |
Ort am Blatt | Ränder oder Spitzen (Hydathoden) | Über die gesamte Blattfläche verteilt |
Zeitpunkt | Nachts bis morgens | Meist morgens |
Rückstände | Ja (Mineralien, Zucker, Salze) | Nein |
Aussage zur Pflanzengesundheit | Normaler Vorgang (außer bei Dauernässe) | Neutral – rein äußerlich |
🧪 Das Fazit:
Wenn die Tropfen nur an den Rändern oder Spitzen erscheinen, vor allem bei Monstera, Alocasia oder Syngonium – und du manchmal weiße oder klebrige Rückstände entdeckst – ➜ dann ist es Guttation.
Wenn das ganze Blatt gleichmäßig mit Feuchtigkeit bedeckt ist, ohne Rückstände, handelt es sich um Tau.
Wer diesen Unterschied kennt, spart sich unnötige Sorgen – und kann die Pflege auf echte Probleme fokussieren statt auf harmlose Erscheinungen.
Guttation-Mythen: Überwässerung, Stress & andere Irrtümer
Wenn du jemals nach „Pflanze tropft Wasser“ gegoogelt hast, bist du wahrscheinlich auf eine Menge widersprüchlicher Tipps gestoßen. Guttation gehört zu den am häufigsten falsch interpretierten Phänomenen in der Zimmerpflanzenpflege – und leider führen viele Mythen dazu, dass Pflanzenbesitzer die völlig falschen Schlüsse ziehen.
Hier klären wir die größten Irrtümer auf:
❌ Mythos 1: Guttation = Überwässerung
Dieser Gedanke ist weit verbreitet – aber falsch. Nur weil deine Pflanze guttatiert, heißt das nicht automatisch, dass du sie ertränkst.
➜ Was wirklich passiert: Guttation tritt oft auf, wenn das Substrat dauerhaft leicht feucht ist und die Wurzeln aktiv Wasser aufnehmen. Wenn nachts die Verdunstung nachlässt, steigt der Wurzeldruck – und der Überschuss wird über die Hydathoden abgegeben.Das ist Wasserdruck, nicht Wurzelfäule.
🚫 Wann es problematisch wird:
Wenn Guttation ständig auftritt – auch bei trockener Erde
Wenn die Blätter gelb, schlaff oder matschig wirken
Wenn das Substrat nass, kalt oder faulig riecht
➜ In diesen Fällen geht es nicht nur um Guttation – sondern wahrscheinlich um ein Drainage- oder Wurzelproblem.
❌ Mythos 2: Guttation ist ein Stresssignal
Auch das stimmt nicht. Guttation ist ein ganz normaler, physiologischer Vorgang. Pflanzen gleichen ständig Wasseraufnahme und Wasserabgabe aus. Wenn die Transpiration das nicht ausreichend übernimmt (z. B. nachts), springt Guttation als Backup ein.
➜ Deine Pflanze ist nicht gestresst – sie funktioniert genau wie sie soll.
🚩 Achte nur auf Folgendes, wenn gleichzeitig:
Die Blätter tagsüber dauerhaft feucht bleiben
Die Luftzirkulation zu gering ist
Die Wurzeln geschwächt oder überfordert wirken
❌ Mythos 3: Guttation zeigt schlechte Pflanzenpflege
Im Gegenteil: Guttation tritt besonders häufig bei vitalen, stark wachsenden Pflanzen auf. Viele tropische Arten – insbesondere Aroide wie Alocasia, Monstera und Syngonium – sind von Natur aus „Guttations-Weltmeister“, weil ihre Wurzeln extrem aktiv Wasser aufnehmen.
➜ Junge Pflanzen oder frisch umgetopfte Exemplare zeigen oft besonders viel Guttation – weil die Wurzelaktivität hier besonders hoch ist.
➜ Fazit: Guttation ist meistens…
Ein Zeichen für gute Wasserversorgung
Eine Reaktion auf bestimmte Umweltbedingungen (feuchtes Substrat + kühle, feuchte Nacht)
Kein Grund zur Panik – außer es tritt ständig auf oder wird von anderen Problemen begleitet

Welche Pflanzen am häufigsten guttieren – und warum Aroide dafür prädestiniert sind
Kommt dir vor, als würde deine Monstera ständig „weinen“, während dein Kaktus nie einen Tropfen verliert? Das ist kein Zufall. Manche Pflanzen sind deutlich anfälliger für Guttation als andere – und das liegt an ihrer Herkunft, Anatomie und ihrem Wachstumstempo.
➜ Tropische Aroide: Die Guttations-Champions
Pflanzen aus der Familie der Araceae (Aroide) sind besonders häufig von Guttation betroffen. Dazu gehören viele beliebte Zimmerpflanzen wie:
Monstera
Alocasia
Syngonium
Philodendron
Colocasia
Anthurium (bei manchen Arten)
Warum gerade sie?
Diese Pflanzen zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
Große, weiche Blätter mit ausgeprägten Blattadern
Deutlich sichtbare Hydathoden an den Blatträndern
Extrem aktive Wurzelsysteme
Ursprung in tropischen Regenwäldern – mit feuchtem Boden und hoher nächtlicher Luftfeuchtigkeit
Diese Kombination aus Standort, Struktur und Wachstum macht sie besonders empfänglich für Wurzeldruck und damit Guttation – gerade in gut bewässerten Innenräumen.
➜ Auch andere Pflanzen können guttieren
Zwar dominieren Tropenpflanzen die Guttations-Listen, aber auch einige andere Arten zeigen gelegentlich Guttation:
Erdbeeren und andere Obstpflanzen – vor allem im Freiland
Gräser wie Gerste oder Weizen
Einige sukkulentennahe Pflanzen – aber nur unter bestimmten Bedingungen
Im Alltag von Zimmerpflanzenbesitzern sieht man Guttation aber fast ausschließlich bei großblättrigen, tropischen und schnell wachsenden Arten.
❗ Häufiger nach dem Umtopfen oder bei neuem Wachstum
Du hast gerade deine Alocasia umgetopft – und plötzlich tropft sie? Das ist kein schlechtes Zeichen. Ganz im Gegenteil: Es deutet auf neue Wurzelaktivität hin.
➜ Guttation tritt besonders oft auf:
Direkt nach dem Gießen, vor allem in luftigen, durchlässigen Substraten
Nach warmen Tagen mit kühlen, stillen Nächten
In schattigen Ecken, wo wenig verdunstet wird, aber die Pflanze gut versorgt ist
➜ Merkmale von Pflanzen, die häufig guttieren:
Breite Blätter mit gut sichtbaren Blattadern
Herkunft aus tropischen Regionen
Ein aktives Wurzelsystem
Hydathoden an den Blatträndern vorhanden
Wenn also morgens Tropfen auf deiner Fensterbank liegen oder dein Syngonium scheinbar „tränt“ – keine Panik. Das ist ganz normales Pflanzenverhalten.
Was in Guttationstropfen steckt – und warum das wichtig ist
Auf den ersten Blick wirken Guttationstropfen wie klares Wasser – doch der Inhalt ist alles andere als neutral. Die Flüssigkeit, die über die Blattränder austritt, ist Xylemsaft: ein mineralstoffreicher Mix, der direkt aus dem Inneren der Pflanze stammt.
Wer weiß, was in diesen Tropfen enthalten ist, versteht auch, warum sie Rückstände hinterlassen können – und warum manche Haustiere besser Abstand halten sollten.
🧪 Was steckt in Guttationstropfen?
Die Basis ist Wasser, das über die Wurzeln aufgenommen wird und durch das Xylem (Leitgewebe) nach oben transportiert wird. Sobald der Druck steigt, wird es über die Hydathoden ausgeschieden – inklusive allem, was es unterwegs aufgenommen hat.
Typische Bestandteile:
➜ Wasser – Hauptbestandteil
➜ Mineralsalze – z. B. Kalzium, Kalium, Nitrate
➜ Zucker – Glukose & einfache Kohlenhydrate
➜ Aminosäuren – in kleinen Mengen
➜ Organische Säuren – z. B. Apfelsäure, je nach Stoffwechseltyp der Pflanze
Die genaue Zusammensetzung hängt ab von:
➜ Der Pflanzenart
➜ Der verwendeten Erde oder dem Substrat
➜ Kürzlich erfolgter Düngung
⚠️ Warum Guttation Rückstände hinterlässt
Wenn das Wasser in den Tropfen verdunstet, bleiben die gelösten Stoffe zurück. Das führt zu:
➜ Weißen, krustigen Flecken an den Blatträndern
➜ Klebrigen oder glänzenden Stellen, die Staub anziehen
➜ Leicht verbrannten Blattspitzen, wenn sich zu viele Salze ansammeln
Für robuste Pflanzen meist unproblematisch – aber bei empfindlichen Arten wie Alocasia kann sich das langfristig negativ auswirken.
💡 Tipp: Wenn du stark mineralhaltiges Leitungswasser oder konzentrierten Flüssigdünger nutzt, sind die Rückstände oft deutlicher. Mit gefiltertem Wasser und zurückhaltender Düngung lässt sich das minimieren.
Ist Guttationsflüssigkeit giftig für Haustiere?
In kleinen Mengen ist sie in der Regel ungefährlich – aber: Wenn die Pflanze selbst als leicht giftig gilt (z. B. Monstera deliciosa oder Philodendron hederaceum), kann die Flüssigkeit verdünnte Calciumoxalat-Kristalle enthalten. Diese können bei Tieren, die daran lecken, Mund- oder Magenreizungen verursachen.
➜ Was du tun solltest:
Kein Grund zur Panik bei einmaligem Kontakt
Tropfen regelmäßig abwischen, wenn du Haustiere hast, die an Pflanzen knabbern
Auf Nummer sicher gehen mit tierfreundlichen Pflanzen (siehe z. B. AniCura – Giftpflanzen bei Haustieren)
➜ Kurzfassung: Darum ist der Inhalt relevant
Guttationstropfen bestehen aus Xylemsaft, nicht reinem Wasser
Sie können Rückstände und Flecken hinterlassen
Bei giftigen Pflanzen lieber vorsichtig sein mit Haustieren
Morgendliches Abwischen der Tropfen ist eine einfache und sichere Lösung

Solltest du dir wegen Guttation Sorgen machen? (Wann es sinnvoll ist, genauer hinzuschauen)
In den allermeisten Fällen ist Guttation völlig harmlos – ein Zeichen dafür, dass deine Pflanze gut versorgt ist. Aber: Die Bedingungen, unter denen Guttation auftritt, können manchmal auf andere Probleme hinweisen. Nicht, weil Guttation selbst schlecht ist, sondern weil sie Symptome verdecken kann.
Hier erfährst du, wann du entspannt bleiben kannst – und wann du besser einmal genauer hinschaust.
✅ Wann Guttation ganz normal ist
Guttation zeigt in vielen Fällen:„Mir geht’s gut, ich bin gut mit Wasser versorgt, und meine Wurzeln arbeiten aktiv.“
Typische Situationen:
➜ Nach dem Gießen – besonders bei durchlässigem Substrat
➜ Nach warmen Tagen mit kühlen, feuchten Nächten
➜ Während starken Wachstumsphasen oder nach dem Umtopfen
➜ In Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit, wo die Verdunstung reduziert ist
Wenn die Tropfen klar, gelegentlich auftreten und die Pflanze sonst gesund aussieht, brauchst du nichts zu ändern.
🚩 Wann Guttation ein Warnsignal sein kann
Guttation wird erst dann zum Warnhinweis, wenn sie gemeinsam mit anderen Problemen auftritt – oder wenn die Pflegebedingungen generell nicht passen.
Beobachte genauer, wenn:
➜ Guttation jede Nacht auftritt – unabhängig von Gießmenge oder Luftfeuchtigkeit
➜ Das Substrat ständig nass, verdichtet oder schlecht durchlüftet ist
➜ Die Blätter gelb werden, hängen oder matschig sind
➜ Wasser sich an der Pflanzenbasis oder in Blattachseln staut – das begünstigt Pilze
➜ Guttation mit braunen Spitzen einhergeht – oft ein Zeichen für Salzüberschuss
💡 Checkliste für den Pflege-Check
Stecke den Finger oder ein Feuchtigkeitsmessgerät 5 cm tief in die Erde – ist sie noch nass?
Entwässert der Topf ordentlich oder staut sich das Wasser in einem Übertopf?
Wann wurde das Substrat zuletzt ausgetauscht oder gelockert?
Verwendest du hartes Leitungswasser oder Dünger mit hohem Salzanteil?
➜ UX-Tipp: So bleibst du entspannt – aber aufmerksam
Wenn Guttation häufig auftritt, aber sonst alles in Ordnung scheint:
Morgens mit einem weichen Tuch Tropfen abwischen – beugt Rückständen und Schimmel vor
Lieber seltener, aber gründlich gießen – mit vollem Abfluss
Substrat gut durchlüften – z. B. mit Kokosfasern, Pinienrinde, Perlit
Stelle deine Pflanze an einen Ort mit leichter Luftzirkulation, besonders über Nacht
➜ Guttation auf einen Blick – Diagnosehilfe
Guttation-Situation | Was es bedeutet | Was du tun solltest |
Ab und zu, klare Tropfen | Normale Reaktion bei guter Versorgung | Nichts – höchstens Tropfen abwischen |
Täglich + nasses Substrat | Möglicher Wasserüberschuss oder schlechte Drainage | Substrat & Topf kontrollieren, Gießen anpassen |
Klebrige Rückstände, braune Spitzen | Salz- oder Düngeransammlung | Substrat durchspülen, weniger düngen |
Gelbe, schlaffe Blätter | Wurzelstress oder beginnende Fäulnis | Wurzeln prüfen, ggf. umtopfen |
Wie du Guttation reduzierst – ohne überzureagieren
Guttation gehört zur Biologie deiner Pflanze – aber wenn sie Rückstände hinterlässt, Möbelflecken macht oder dich beim Gießen verunsichert, ist es verständlich, dass du etwas dagegen tun willst.
Was du vermeiden solltest: hektisch das Gießverhalten komplett umstellen oder sofort umtopfen. Hier sind sinnvolle Maßnahmen, die wirklich helfen – ohne deiner Pflanze zu schaden.
1. Tropfen morgens abwischen – simpel und effektiv
Der einfachste Schritt: Mit einem weichen Tuch oder Küchenpapier vorsichtig abwischen.
➜ Vorteile:
Verhindert Salzablagerungen und unschöne Flecken
Hält Schimmelpilze und Trauermücken fern
Reduziert Risiko für Haustiere, die an den Tropfen lecken könnten
Besonders hilfreich bei Alocasia, Syngonium oder anderen Pflanzen mit überhängenden Blättern.
2. Gießroutine prüfen – aber ohne Panik
Wenn Guttation sehr häufig auftritt, lohnt sich ein Blick auf deine Gießgewohnheiten. Aber: Nicht direkt in den „Dürremodus“ verfallen!
✔ Besser so:
Warte, bis die obersten 3–5 cm Erde trocken sind, bevor du erneut gießt
Gieße lieber seltener, dafür durchdringend – mit Ablauf
Leere Übertöpfe oder Untersetzer nach dem Gießen
Stelle sicher, dass keine Staunässe entsteht
❌ Vermeide:
Radikales Reduzieren der Wassermenge bei einmaliger Guttation
Dauerhaftes Untergießen oder Gießen „auf Verdacht“
3. Substrat und Drainage optimieren
Feuchtigkeitsstau fördert Wurzeldruck – und damit Guttation. Mit dem richtigen Substrat kannst du das eindämmen.
➜ Achte auf:
Gut drainierende Erde – z. B. mit Kokosfasern, Perlit, Pinienrinde oder Bims
Töpfe mit Abflusslöchern – keine Ausnahmen
Falls nötig: Terrakotta-Töpfe für bessere Verdunstung
Topfboden regelmäßig auf Verklebungen oder Verdichtungen prüfen
💡 Tipp: Ein Substratwechsel kann Guttation reduzieren – weil weniger Wasser gespeichert wird.
4. Luftzirkulation erhöhen, Luftfeuchtigkeit senken
Hohe Luftfeuchtigkeit + wenig Luftbewegung = kaum Verdunstung = mehr Guttation.
Was hilft:
Ventilator (z. B. nachts auf niedriger Stufe)
Fenster leicht öffnen, wenn es die Außentemperatur erlaubt
Pflanzen nicht zu eng stellen – Abstand verbessert Luftstrom
Terrarien & Vitrinen regelmäßig lüften oder mit Spalt öffnen
➜ Auch wenn Guttation in sehr feuchten Räumen nie ganz verschwindet: Luftbewegung macht sie kontrollierbarer.
5. Gefiltertes Wasser verwenden – weniger Rückstände
Wenn Guttation weißliche Krusten oder glänzende Flecken hinterlässt, ist dein Leitungswasser vermutlich mineralreich.
Bessere Alternativen:
Gefiltertes Wasser
Regenwasser (ungefiltert nur bei ungiftigen Pflanzen)
Destilliertes Wasser – v. a. bei sensiblen Arten wie Alocasia
➜ Gleichzeitig reduziert das auch das Risiko von Düngerablagerungen im Substrat.
Fazit: Du musst Guttation nicht bekämpfen – aber du kannst sie steuern
Guttation ist völlig natürlich. Du musst sie nicht „wegbekommen“. Aber mit den richtigen Maßnahmen kannst du:
Rückstände und Schäden vermeiden
Die Tropfenmenge reduzieren
Deine Pflegebedingungen insgesamt verbessern
Das Wichtigste: Reagiere angepasst – und arbeite mit der Pflanze, nicht gegen sie.
Nicht jede Flüssigkeit ist Guttation – woran du das erkennst
Nur weil deine Pflanze Flüssigkeit verliert, heißt das noch lange nicht, dass es sich um Guttation handelt. Es gibt einige ähnliche Phänomene – manche harmlos, andere eher problematisch – die auch erfahrene Pflanzenliebhaber verunsichern können.
Hier zeige ich dir, wie du Guttation von Schädlingen, Krankheiten oder Kondenswasser unterscheidest.
1. Klebrige Blätter? Das können Schädlinge sein
Guttationstropfen können sich leicht klebrig anfühlen – aber wenn deine Pflanze dauerhaft schmierige Blätter hat oder die Feuchtigkeit auch tagsüber bleibt, solltest du auf Schädlingsbefall prüfen.
➜ Mögliche Übeltäter:
Wollläuse
Schildläuse
Blattläuse
Weiße Fliegen
Diese Schädlinge scheiden sogenannte Honigtau aus – eine zuckerhaltige, extrem klebrige Substanz. Anders als Guttation:
Tritt überall an der Pflanze auf, nicht nur an den Rändern
Bleibt auch tagsüber bestehen
Geht oft mit sichtbaren Schädlingen oder Rußtaupilzen einher
💡 Was tun? Mit Lupe oder Taschenlampe Blattunterseiten, Triebe und Blattachseln gründlich untersuchen.
2. Wässrige Flecken? Edema oder Pilz möglich
Wenn du wässrige, durchscheinende oder geschwollene Stellen an den Blättern findest – ohne sichtbare Tropfen – könnte es sich um Edema oder eine pilzbedingte Erkrankung handeln.
➜ Edema: Entsteht durch Zellrisse, wenn zu viel Wasser aufgenommen und zu wenig verdunstet wird
➜ Pilzkrankheiten (z. B. Blattflecken, Anthraknose): Beginnen oft als dunkle, feuchte Läsionen
💡 Unterschied zu Guttation:Guttation ist kontrolliert, lokalisiert und tritt nur an Blattspitzen oder -rändern auf.
3. Kondenswasser ist kein Guttation
Wenn du deine Pflanze in einem Terrarium, unter einer Haube oder in einem Mini-Gewächshaus hältst, kann sich Kondenswasser auf den Blättern absetzen – vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit.
➜ Kurz-Check:
Sind mehrere Pflanzen betroffen – auch solche, die normalerweise nicht guttieren?
Tritt Feuchtigkeit auch an Stängeln oder Blattunterseiten auf?
Bilden sich Tropfen an Glaswänden oder Deckeln?
Dann handelt es sich um Tau oder Kondenswasser, nicht um Guttation. ➜ Mehr Belüftung hilft oft schnell.
➜ Guttation vs. andere Tropfen – Schnellcheck
Merkmal | Guttation | Honigtau (Schädlinge) | Edema/Pilz | Kondenswasser |
Ort | Blattspitzen/-ränder | Überall an Blättern/Stängeln | Zufällig, oft als Flecken | Auf Oberflächen, überall |
Zeitpunkt | Nachts / morgens | Jederzeit | Jederzeit | Morgens / bei hoher Luftfeuchtigkeit |
Konsistenz | Klar, leicht klebrig | Sehr klebrig | Wässrig, oft in Blättern eingeschlossen | Reines Wasser |
Weitere Anzeichen | Rückstände, aber keine Schädlinge | Sichtbare Insekten, Rußtau | Gelbe, braune Stellen | Kein Geruch, keine Schäden |
💡 Letzter Tipp: Schau dir das Muster an
Guttation passiert regelmäßig, nachts, nur an bestimmten Pflanzenarten, nur an Blatträndern oder -spitzen – nie zufällig.
Wenn du Tropfen siehst, die nicht ins Muster passen, ist es Zeit, genauer hinzuschauen – und eventuell deine Pflege, dein Gießverhalten oder die Luftfeuchtigkeit zu überprüfen.

Die Wissenschaft hinter Guttation – Hydathoden, Xylem & Wurzeldruck
Guttation sieht vielleicht aus wie ein kleines Pflanzen-Mysterium, ist aber in Wahrheit ein ziemlich ausgeklügelter Prozess. Es geht hier nicht ums „Schwitzen“, sondern um gezielte Druckregulierung über das Gefäßsystem der Pflanze. Hier erfährst du Schritt für Schritt, wie Guttation wirklich funktioniert.
🌱 Wurzeldruck: Die treibende Kraft
Alles beginnt im Boden: Wenn die Erde feucht ist und gleichzeitig kaum Wasser über die Blätter verdunstet (z. B. nachts), nimmt die Pflanze weiterhin Wasser auf – durch Osmose.Da es aber nicht durch Verdunstung entweichen kann, steigt der Druck im Xylem, dem Leitungssystem der Pflanze.
➜ Ergebnis: Positiver Wurzeldruck – ein hydraulischer Schub, der das Wasser von den Wurzeln bis in die Blätter drückt.
💡 Fun Fact:
Im Gegensatz zur Transpiration (die auf Verdunstung basiert), ist der Wurzeldruck ein aktiver Push von unten nach oben – vor allem bei krautigen und tropischen Pflanzen sichtbar, nicht bei Bäumen.
💧 Hydathoden: Die Druckventile der Pflanze
Hydathoden sind spezialisierte Strukturen an den Blattspitzen oder Blatträndern – meist am Ende von Blattadern. Sie wirken wie kleine Überlaufventile, die das Wasser bei Überdruck gezielt nach außen leiten.
Wichtige Fakten über Hydathoden:
➜ Sie sind immer offen – im Gegensatz zu Stomata, die sich aktiv schließen können
➜ Guttation erfolgt ausschließlich über Hydathoden, nicht über Spaltöffnungen
➜ Sie sind direkt mit dem Xylem verbunden, nicht mit dem Gasaustauschsystem
💡 Deshalb sieht man Guttation nur an bestimmten Stellen – nie willkürlich auf der Blattfläche verteilt.
Guttation vs. Transpiration – der Unterschied
Merkmal | Guttation | Transpiration |
Mechanismus | Wurzeldruck „drückt“ Wasser raus | Verdunstung „zieht“ Wasser nach oben |
Wann | Nachts oder bei geringer Verdunstung | Tagsüber bei Licht & Wärme |
Ort | Hydathoden (Blattränder/-spitzen) | Stomata (Blattoberflächen) |
Regulierung | Passiv, unkontrolliert | Aktiv gesteuert von der Pflanze |
➜ Wann Guttation besonders wahrscheinlich ist
Feuchte Erde, z. B. nach dem Gießen
Hohe Luftfeuchtigkeit, besonders nachts
Kaum Luftbewegung
Temperaturabfall nach warmem Tag
Aktives Wurzelwachstum – z. B. nach dem Umtopfen
Das sind genau die Bedingungen, wie sie in vielen Wohnzimmern herrschen – besonders bei beliebten Tropenpflanzen wie Monstera, Alocasia und Syngonium.
📌 Recap: Die Guttation-Mechanik im Überblick
Guttation wird durch Wurzeldruck ausgelöst
Die Flüssigkeit tritt durch Hydathoden aus, nicht durch Spaltöffnungen
Guttation ist nicht dasselbe wie Transpiration oder Tau
Sie tritt nur auf, wenn mehr Wasser aufgenommen als abgegeben wird
Wer diesen Prozess versteht, kann echte Pflegeprobleme (z. B. Wurzelfäule) besser von völlig normalen Pflanzeneigenschaften unterscheiden.
FAQs zu Guttation – kurz & verständlich erklärt
➜ Warum tropft meine Pflanze nachts Wasser ab?
Wahrscheinlich handelt es sich um Guttation – ein natürlicher Prozess, bei dem überschüssiges Wasser und Nährstoffe durch sogenannte Hydathoden ausgeschieden werden. Das passiert meist nachts, wenn der Boden feucht ist und wenig verdunstet wird.
💡 Besonders häufig bei tropischen Pflanzen wie Monstera, Alocasia und Syngonium.
➜ Muss ich weniger gießen, wenn meine Pflanze guttiert?
➜ Ist Guttation gefährlich für Haustiere?
➜ Warum hinterlässt Guttation weiße oder klebrige Flecken auf den Blättern?
➜ Wie erkenne ich den Unterschied zwischen Guttation und einem Schädlingsproblem?
Fazit: Was Guttation wirklich über deine Pflanze aussagt
Guttation kann auf den ersten Blick seltsam wirken – als würde deine Pflanze weinen, schwitzen oder auslaufen. Aber jetzt weißt du:Das ist nichts Schlimmes, sondern ein völlig normaler, biologischer Ablauf.
Es handelt sich um ein cleveres Druckventil im Gefäßsystem der Pflanze, das aktiv wird, wenn die Wurzeln Wasser aufnehmen, aber kaum etwas verdunstet wird.
➜ Guttation bedeutet meistens:
Deine Pflanze ist gesund und aktiv
Der Wurzeldruck ist hoch – vor allem bei tropischen Arten
Kein Grund zur Panik, solange das Substrat nicht dauerhaft nass bleibt
Du kannst sie einfach abwischen oder leicht an deiner Pflege feilen
Aber: Kontext ist entscheidend.
Wenn Guttation mit anderen Problemen wie Staunässe, Wurzelfäule oder schlaffen Blättern einhergeht, solltest du genauer hinschauen.In solchen Fällen ist Guttation nicht das Problem selbst, sondern ein Hinweis auf ungesunde Bedingungen im Hintergrund.
Bottom Line: Reagiere gelassen – aber nicht blind! Guttation ist ein nützliches Zeichen dafür, wie gut deine Pflanze intern funktioniert. Nutze es als Gelegenheit, um einmal innezuhalten und deine Pflege zu reflektieren – aber nicht, um überzureagieren.
Quellen & weiterführende Literatur
Hier findest du eine Auswahl wissenschaftlicher Publikationen, Fachartikel und anerkannter Quellen, die fundierte Informationen rund um das Thema Guttation liefern. Ideal für alle, die tiefer in die Pflanzenphysiologie eintauchen oder zuverlässige Hintergrundinformationen suchen.
Asher, Claire. (2023). You’re probably mistaking morning dew for nutritious guttation water.
➜ Wissenschaftsjournalistischer Artikel über die häufige Verwechslung von Tau und Guttation – mit verständlichen Einblicken in die Pflanzenphysiologie.
Brookshire, Bethany. (2017). Scientists Say: Guttation.
➜ Einsteigerfreundliche Erklärung für alle, die Guttation und die zugrunde liegenden Prozesse einfach nachvollziehen möchten.
Chimera, Lyn. (2023). Guttation in Plants: Problem or Solution?
➜ Praxisorientierter Ratgeber darüber, wann Guttation völlig normal ist – und wann es auf Pflegeprobleme hindeuten kann.
Ivanoff, S.S. (1963). Guttation injuries of plants. Botanical Review, 29, 202–229.
➜ Klassische Analyse darüber, wie chronische Guttation durch Salzablagerung zu Pflanzenschäden führen kann.
Singh, Sanjay. (2013). Guttation: path, principles and functions. Australian Journal of Botany, 61(7), 497–515.
➜ Peer-reviewed Überblick über die biologischen Mechanismen und ökologischen Funktionen der Guttation.
Singh, Sanjay. (2020). Guttation: Fundamentals and Applications. Cambridge University Press.
➜ Umfassendes Fachbuch über die physiologischen Grundlagen, landwirtschaftlichen Relevanzen und praktischen Anwendungen der Guttation.
Singh, Sanjay. (Excerpt). Phenomenon of Guttation and Its Machinery. Cambridge University Press.
➜ Buchauszug über die anatomischen Strukturen und funktionellen Abläufe der Guttation.
Starbuck, Christopher J. (2009). Guttation: A Pressure Relief for Plants. University of Missouri Extension.
➜ Praktischer Artikel für Pflanzenbesitzer:innen, der erklärt, wann Guttation ein normales Ventil ist – und wann sie Pflegefehler verdeckt.
Stocking, C.R. (1956). Guttation and bleeding. In: Adriani, M.J., et al. Water Relations of Plants. Springer, Encyclopedia of Plant Physiology, Vol. 3.
➜ Historisches Referenzkapitel zur frühen Pflanzenphysiologie rund um Guttation und Xylemsaftaustritt.
Urbaneja-Bernat, P., Tena, A., González-Cabrera, J., & Rodriguez-Saona, C. (2020). Plant guttation provides nutrient-rich food for insects. Proceedings of the Royal Society B, 287(1935), 20201080.
➜ Peer-reviewed Studie über die ökologische Bedeutung von Guttationstropfen als Nahrungsquelle für Nützlinge.
Urbaneja-Bernat, P., Tena, A., González-Cabrera, J., & Rodriguez-Saona, C. (2024). An insect’s energy bar: the potential role of plant guttation on biological control. Current Opinion in Insect Science, 61, 101140.
➜ Aktuelle Forschung über die Rolle von Guttation in der biologischen Schädlingsbekämpfung.
Various Authors. (2024). Guttation. Subject area: Agricultural and Biological Sciences. From: Current Opinion in Insect Science.
➜ Überblicksseite über aktuelle Forschungsthemen zur Guttation im Bereich Agrar- und Pflanzenwissenschaften.
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